Welche Funktionen gehören in eine gute Event-App?

This is the German version of a guest post I wrote for the Event Manager Blog.

Einleitung

Smartphones und Tablet-Computern werden immer stärker genutzt. Internet-fähige Handys “erfinden die Beziehung zwischen Unternehmen und ihren Kunden neu”, wie es Rich Miner, Partner bei Google Ventures ausdrückt.

Dies wirkt sich natürlich auch auf Event-Veranstalter aus, wie man an der steigenden Zahl von Apps ablesen kann, die für die führenden Konferenzen und Messen angeboten werden. Wie viele Besucher habt Ihr auf Eurem letzten Event gesehen, die iPads, iPhones oder Android Handys dabei hatten? Na also…

Wenn Ihr also selbst auch eine App in Erwägung zieht, werdet Ihr feststellen, dass es unglaublich viele Anbieter und Lösungen gibt.

Die Frage ist nur: Was sind die Funktionen, die solch eine App auf jeden Fall haben sollte? Was erwarten die Nutzer? Es macht wenig Sinn, Euren Online-Katalog oder das gedruckte Programm einfach nur zu kopieren, denn

a. ist dies dem Medium Smartphone/Tablet nicht angemessen
b. wäre das einfach langweilig und
c. nutzlos, denn dafür kann man die hergebrachten Medien genauso gut oder besser verwenden.

Beim der Gestaltung einer Event-App sollte man drei Dinge im Blick haben:

– das Auge
– den Finger
– das Hirn.

Macht sie so einfach wie möglich – und Spaß sollte sie auch machen! Lasst Euch nicht hinreissen, zu viele Features reinzupacken, sondern konzentriert Euch auf die Kernfunktionen.

Was könnten denn diese Kernfunktionen sein? Meiner Meinung nach gehören diese acht auf jeden Fall dazu:

1. Hallenpläne

Eine Messe-App muss die Hallenpläne anzeigen, keine Frage. Ein PDF alleine ist aber schnell langweilig. Bringt etwas rein, dass für den Finger und das Auge spannend ist, wie z.B. bei der World Newspaper Week Vienna 2011 app. Nach unserem letzten Event haben einige Leute nach Routing-Optionen und Positionsangaben auf dem Plan gefragt. Besondere Points-of-Interest wie Restaurants, W-LAN Hotspots sollten auch angezeigt werden.

2. Eventprogramm

Klar, jede Konferenz-App muss das Programm beinhalten… Wichtig ist jedoch, dass Ihr Programm-Änderungen einpflegen könnt, ohne ein großes Daten- oder sogar App-Update machen zu machen.

Die App sollte in der Lage sein, einen XML-Feed von der Website zu importieren, oder aber die Möglichkeit bieten, über eine Website direkt Änderungen vornehmen zu können. “Zum Kalender hinzufügen” ist eine hilfreiche Funktion, die nicht vergessen werden sollte. Informationen über die Sprecher sind wichtig, und es kann auch eine gute Idee sein, den Twitterfeed oder Links zu den Blogs der Sprecher zu integrieren. Vergesst die wichtigsten Besucher-Infos nicht – eine der meistgeklickten Infos in unserer Wien-App war… der Fahrplan der Shuttle-Busse!

3. Ausstellerkatalog

Hier steckt der Teufel im Detail, fürchte ich…

Als wir unsere World Newspaper Week App umgesetzt haben, stiessen wir auf eine Reihe von kleinen Problemchen beim XML Import aus unserem Online Katalog, mit denen wir nicht gerechnet hatten. Es macht Sinn, das Format für Bilder, Logos, Telefonnummern, email-Adressen oder Webadressen genau festzulegen, sonst bekommt man u.U. lästige kleine Fehlermeldungen.  Dies gilt besonders, wenn die Aussteller ihren eigenen Online-Katalogeintrag selbst pflegen. Das Web “verzeiht” mehr als eine App, insofern braucht man klare Dateinamen-Konventionen und Dateiformate.

Einen Aussteller direkt aus der App anrufen oder emailen zu können ist natürlich eine wichtige Funktion – Voraussetzung sind aber korrekt eingegebene Telefonnummern und email Adressen.  Baut eine Volltextsuche ein, und wenn Ihr Download-Links zu Info- und Werbematerial der Aussteller einbaut, könnt Ihr sogar etwas für die Reduzierung des CO2 Ausstosses Eurer Veranstaltung tun!

4. Integration von Blogs und Social Media

Dies fördert den Live-Charakter einer App. Wenn Ihr Twitter, LinkedIn und/oder Facebook über API integriert, können die Nutzer sich direkt anmelden und an der Diskussion teilnehmen, ohne die App zu verlassen. Man kann auch einfach den Twitter-Feed anzeigen, aber das finde ich etwas langweilig. Ihr wollt ja Diskussionen anstossen, Re-Tweets, Ihr wollt, dass Eure Besucher mit ihren Freunden teilen, was sie auf der Veranstaltung erleben und erfahren.

Dafür sind soziale Netzwerke hervorragend geeignet!

5. Interaktion, Feedback und Umfragen

Interaktive Elemente können eine Event-App interessanter machen. Manche gehen sogar soweit, Augmented Reality einzubauen, z.B. der Mobile World Congress in Barcelona.

Es gibt hier keine Grenze für Eure Kreativität, aber bedenkt dabei, die Funktionen so einfach wie möglich und selbsterklärend zu gestalten.  Ihr wollt Eure Teilnehmer ja nicht überfordern, denn sie haben anderes im Sinn als sich zu sehr mit Eurer App zu beschäftigen. Sie kommen eher zum Networken, um sich weiterzubilden, neue Trends zu entdecken, und dabei soll die App helfen.

6. Personalisierung

“Add-to-schedule” oder “Favourite” sind sehr wichtige Funktionen um den Konferenz- oder Messebesuch vorzubereiten und sollten auf keinen Fall fehlen. Ich finde es auch hilfreich, wenn diese Funktionen offline verfügbar sind, dann können sich die Besucher auch im Flieger, im Zug oder sonstwo ohne Internet-Zugang (ganz wichtig für Messen mit vielen Besuchern aus dem Ausland!) vorbereiten.

Viele “web-basierte” Apps können dies (noch) nicht bieten, denn sie funktionieren nur mit Internet-Zugang. Aber die Technik entwickelt sich stetig weiter, Stichwort HTML5. Web-Apps unterscheiden sich von nativen Apps dadurch, dass man sie nicht über den Apple oder Android-Store herunterladen muss, sondern von jedem Internet-fähigen Handy aus aufrufen kann.

7. Monetarisierung

Eines ist klar: Eine gute Event-App kostet Geld. Die Preise sind zwar deutlich gesunken, und es herrscht ein hoher Wettbewerb an spezialisierten Anbietern, aber wir reden immer noch über mindestens mittlere bis obere 4-stellige Euro-Beträge pro Plattform für native Apps, je nach Funktionsumfang durchaus auch darüber.

Reine Web Apps bekommt man aber schon für wesentlich weniger (teilweise für weniger als 100 EUR pro Event mit eigenem Branding), sie sind aber sehr eingeschränkt von den Funktionalitäten. Es macht also Sinn, sich von Anfang an zu überlegen, wie man einen oder mehrere Sponsoren einbeziehen kann und sie in der App entsprechend präsentiert.

8. Networking / Kontaktdatenaustausch

Einer der Hauptgründe, an einer Konferenz oder Messe teilzunehmen, ist das Networking. Eine App kann dies auf vielfältige Weise unterstützen, z.B. durch die Integration des XING Handshake, durch QR-Codes, die gescannt werden können, Visitenkarten-Scanner, durch Datenaustausch über NFC (near field communication) oder auch über die Integration von sozialen Netzwerken.

Aber auch hier gilt: Macht es nicht zu kompliziert, denn es ist immer noch einfacher, in “old school” Manier die Visitenkarten auszutauschen. ;-)

Zusammenfassung

Schaut Euch an, wie andere Konferenzen und Messen mit dem Thema “App” umgegangen sind, und lernt davon. Dadurch bekommt man auch ein Gefühl für die Benchmarks. Ich habe in meinem Blog eine Liste von Anbietern und gelungenen Fallstudien gepostet, die ich ständig aktualisiere, sobald ich von neuen Technologien und Fallstudien erfahre. Lasst mich wissen, falls Ihr selbst eine tolle App angeboten oder eine gelungene Event-App gesehen habt!

Eines sollte man nicht vergessen: Es reicht nicht, eine großartige Event-App anzubieten – Ihr solltet auch an die Vermarktung denken! Nutzt alle Eure Kanäle, um Eure Besucher und Aussteller auf die App hinzuweisen. Hier finden Ihr 10 Ideen, wie Ihr die Downloadzahlen steigern könnt. Denn dann kann die App auch über die Veranstaltung hinaus für Euch werben!

5 thoughts on “Welche Funktionen gehören in eine gute Event-App?

  1. Sehr gelungene Zusammenfassung, die den Nagel auf den Kopf trifft. Darüber hinaus sehe ich aber auch den Bedarf tiefer in eine Veranstaltung einzusteigen und inhaltlichen Mehrwert auf beiden Seiten zu schaffen. D.h. solche Apps lassen sich mit dem nötigen Know how “aufbohren” und sehr gut für z.B. offene Fragerunden oder Votings verwenden. So kann der Teilnehmer mit seinen Meinungen eingebunden werden und gleichzeitig kann der Gastgeber in kurzer Zeit dass Wissen seiner Gäste abfragen und nutzen. Ein Beispiel hierfür bietet die Applikation CONFACT. Sie geht über die klassische Event App hinaus und kann individuell an den gewünschten Bedarf des Kunden angepasst werden. http://www.numeo.de/
    Ich bin mir sicher, dass dies die zukünftige Richtung für moderne Eventkommunikation sein wird.

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    1. Wenn man es möchte kann man mit 39,- pro Kopf bei einer Referenzgröße von 150 Teilnehmern starten. Für diesen Preis bekommt man ein Softwarepaket, Hardware (iPads), Netzwerk und Support. Interessant wird dieses Tool aber erst durch seine individuellen Möglichkeiten der Anpassung. Dem Customizing sind kaum Grenzen gesetzt. Somit hat der Kunde ein “Arbeitsgerät” an der Hand, welches seine Kommunikation auf einer VA optimal unterstützt. Gerne stelle ich Ihnen die Möglichkeiten (auch für Gruppenarbeiten) einmal vor.

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  2. Sehr gute Zusammenfassung. Bei Festivals oder Konzerten ist es ähnlich. Hier sollten zusätzlich zu Deatils der Künstler wie Alben, Beschreibung und Tracks, das Linup, der Timetable sowie die dazugehörigen Lagepläne klickbar zur Verfügung gestellt werden.
    Wir bei evntogram (http://www.evntogram.com) arbeiten gerade an genau so einer Event-App für Festivals und Konzerte. Die App ist kostelos und derezit für Android und iPhone erhältlich.

    Würde mich sehr über Feedback freuen.

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  3. Finde die aufgelisteten Punkte sehr gut. Allerdings muss man aufpassen, dass die App nicht an Featuritis erkrankt ;-). Wir fokusieren uns zum Beispiel mit unserer Eventsuchmaschine Eventphant (http://www.eventphant.com) auf die Suche von unterschiedlichsten Events von diversen Online Portalen und sozialen Netzwerken und zeigen diese in einer übersichtlichen Liste dar. Darüber hinaus bieten wir Entwicklern unsere API auch auf einer Pay-Per-Use Basis an, um eigene Apps entwickeln zu können. Reicht das dem Kunden nicht, entwickeln wir die Event-App gerne direkt angepasst an seine Wünsche und greifen im Hintergrund auf die größte Eventdatenbank zurück (die bereits weltweit funktioniert).

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